Nach fast 12 Jahren im All – und somit fünf Jahre länger als ursprünglich geplant – hat die Satellitenkonstellation RapidEye Ende März ihren Betrieb eingestellt und die letzten Aufnahmen unseres blauen Planeten geliefert.
Wir waren mit dem Hauptinstrument, der Multispektralkamera „JSS-56“ an der Mission beteiligt: JSS steht für Jena Spaceborne Scanner, 5 steht für die Anzahl der Kanäle (Spektralbänder) und 6 für die Bildauflösung in Metern am Boden.
Auf jedem der fünf Satelliten war eine Kamera aus Jena an Bord. Alle fünf Satelliten haben am 29. August 2008 gemeinsam auf einer DNEPR-1 Rakete von Baikonur, Kasachstan, aus ihre Reise ins All angetreten. Die Rakete brachte sie sicher auf ihre Flugbahn in 630km Höhe über der Erde.
Die von unseren Spezialisten entwickelten und gefertigten Kamerasysteme für RapidEye arbeiten nach dem sogenannten Pushbroom-Prinzip, d.h. die Erdoberfläche wird zeilenweise und kontinuierliche abgetastet. Jede Kamera erfasst einen ca. 75 km breiten Streifen der Erdoberfläche in fünf Spektralkanälen. Diese Kanäle decken den sichtbaren Wellenlängenbereich sowie das nahe Infrarot ab. Eine technologische Herausforderung für die Entwickler war, das Kamerasystem so kompakt zu gestalten, dass es auf einer Kleinsatellitenplattform unterzubringen ist und der enge Kostenrahmen nicht überschritten wird. Beides ist uns perfekt gelungen.
Es macht uns stolz, an dieser erfolgreichen Mission beteiligt gewesen zu sein. Vor allem weil wir – wie in fast allen unserer Projekte – mit internationalen Partner zusammenarbeiten durften. Neben der Planet Labs Germany GmbH waren dies Surrey Satellite Technology Ltd (kurz: SSTL) und MacDonald, Dettwiler and Associates Ltd. (kurz: MDA)
Darüber hinaus für uns wichtiges Erfolgskriterium: Die Einbindung regionaler Partner am Standort Jena.
Die Daten von RapidEye liefern Informationen für Landwirtschaft und Kartografie. Anwender sind zum Beispiel landwirtschaftliche Versicherungsunternehmen, die Schäden prognostizieren oder ermitteln wollen, daneben Institutionen wie die EU, aber auch Agrarhändler, die an Warenterminbörsen handeln, oder landwirtschaftliche Großbetriebe, die Präzisionsanbau betreiben. Das über die gesamte Betriebszeit von RapidEye aufgebaute Bildarchiv wird noch über viele Jahre für die Nutzer interessante Informationen liefern – selbst wenn nun keine neuen Bilder mehr hinzukommen.
Für uns war die Entwicklung der JSS-56 zum einen der Anknüpfungspunkt an die legendäre MKF-6 des VEB Carl Zeiss Jena, welche Ende der 1970er Jahre von der MIR-Raumstation aus Aufnahmen unseres Heimatplaneten lieferte. Die Entwicklung der JSS-56 war für uns aber auch der Einstieg in eine Vielzahl spannender und vor allem wichtiger Erdbeobachtungsmissionen. Neben Komponenten für das sogenannten abbildende Radiometer „METimage“, einem System für Wettersatelliten, sind wir an allen Sentinel-Satelliten des COPERNICUS-Programms beteiligt und liefern hier neben Sternsensoren u.a. Bildverarbeitungselektroniken, optische Filter und Optiken.
Wir freuen uns darauf, dass wir auch in Zukunft mit unseren Produkten einen kleinen Beitrag zum Schutz der Erde leisten werden!